Haut und Allergien

Die Haut ist flächenmäßig das größte und funktionell vielseitigste sowie schwerste Organ des Menschen. Sie wiegt bis zu 10 Kilogramm und nimmt eine Fläche von 1,5 bis 2 m² ein. Wir sind von oben bis unten in Haut „eingepackt“. Die Haut ist ein lebenswichtiges Schutz- und Kommunikationsorgan und hat eine Menge Aufgaben zu bewältigen. Über Rezeptoren in der Haut, die Kälte-, Wärme- und Druckreize empfinden, erfahren wir unsere Umwelt.

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Ohne die Haut wäre der menschliche Körper nahezu schutzlos. Sie bewahrt den Organismus vor dem Verlust von Wärme und Flüssigkeit sowie dem Eindringen von Krankheitserregern. Damit die Haut ihren vielfältigen Aufgaben gerecht werden kann, ist sie, wie eine Zwiebel, in mehreren Schichten aufgebaut. In jeder Schicht befinden sich für sie typische Zellstrukturen, die entsprechende Funktionen erfüllen.

Hautreaktionen bei Allergien

Beim Thema Allergie spielt die Haut eine wichtige Rolle. Der Zusammenhang zwischen Allergien und Haut lässt sich in zwei große Gruppen unterteilen.

  1. Reaktionen, die sich im Wesentlichen auf der Haut zeigen (Soforttyp)
  2. Reaktionen, die im Wesentlichen die Haut selbst betreffen (Spättyp)

1. Reaktionen, die sich im Wesentlichen auf der Haut zeigen (Soforttyp)

Zu diesen Reaktionen gehören zum Beispiel Neurodermitis und Nesselsucht. Hierbei muss kein direkter Kontakt der auslösenden Substanzen mit der Haut vorausgegangen sein, sondern die unverträglichen Stoffe können auch über die Atmungsorgane oder den Magen-Darm-Trakt aufgenommen worden sein. Mit den Veränderungen der Haut zeigt der Körper, dass in seinem Inneren allergische Reaktionen ablaufen.

Neurodermitis

Neurodermitis ist die häufigste chronische Hauterkrankung bei Säuglingen und Kleinkindern. Andere Begriffe für Neurodermitis sind „atopische Dermatitis“ oder „endogenes Ekzem, womit deutlich wird, dass die Neurodermitis mehr als eine Hauterkrankung ist. Die Bezeichnung „atopische (allergische) Dermatitis“  zielt darauf ab, dass die Erkrankung zum einen familiär gehäuft auftritt – das heißt auch ein anderes oder mehrere Familienmitglieder sind betroffen - und zum anderen ein Zusammenhang mit anderen atopischen Erkrankungen besteht. Der Ausdruck „endogenes Ekzem“ beschreibt die Beobachtung, dass viele Erkrankungsschübe ohne von außen erkennbare Auslöser auftreten. Typisch für Neurodermitis ist eine trockene, teilweise gröbere und verdickte Haut sowie ein quälender Juckreiz; hiervon kann  der ganze Körper betroffen sein. Bei einem milderen Krankheitsverlauf beschränken sich die Symptome meist auf einzelne Hautbereiche.

Welche Stellen betroffen sind, ist weitgehend altersabhängig:

  • Bei Säuglingen: Gesicht und Hals
  • Bei Kleinkindern: Armbeugen, Handgelenke und Kniekehlen
  • Bei größeren Kindern: einzelne Areale (Füße oder Hals) oder der ganze Körper

Die Ursache der Neurodermitis ist bis heute nicht bekannt. Die Spezialisten sind sich jedoch einig, dass eine genetisch bedingte überschießende Reaktionsbereitschaft des Immunsystems sowie eine vererbte Überempfindlichkeit der Haut die gemeinsamen Voraussetzungen für eine Neurodermitiserkrankung sind.

Zusätzlich zur genetischen Veranlagung existieren weitere Einflussfaktoren, die die Neurodermitis auslösen bzw. verstärken können. So können beispielsweise Stress, bestimmte Wetterverhältnisse oder Infekte den Krankheitsverlauf ungünstig beeinflussen beziehungsweise Schübe auslösen.

Kinder, die an Neurodermitis erkrankt sind, leiden insbesondere unter dem Juckreiz. Um diesem Juckreiz entgegenzuwirken, können  individuelle Maßnahmen ausprobiert werden. Oft hilft die Kühlung der betroffenen Bereiche zum Beispiel mit Kühlpacks, einem Zauberstein oder Teeumschlägen. Erfahrene Eltern und Selbsthilfegruppen können hierzu viele Ratschläge geben.

Nesselsucht

Unter Nesselsucht, auch Urticaria genannt, versteht man stark juckende Erhebungen der Haut, sogenannte Quaddeln, die stecknadelkopf- bis handtellergroß auftreten können. Da der Hautausschlag im Allgemeinen folgenlos abheilt, reicht Kühlung als Behandlung meist aus. Kommen Atemnot, Kreislaufschwäche, Zungenschwellung oder Ähnliches dazu, ist jedoch umgehend ärztliche beziehungsweise medikamentöse Hilfe notwendig.

Die infektausgelöste Nesselsucht

Die infektausgelöste Nesselsucht ist die am häufigsten vorkommende Form. Sie tritt im Rahmen eines akuten Infekts, etwa einer Mittelohr- oder Rachenentzündung, auf. Mit dem Ausheilen des Infekts geht in der Regel auch der Nesselausschlag zurück.

Weitere Auslöser für eine Nesselsucht können Nahrungsmittel, Insektenstiche, aber auch Druck und Kälte sein.

Chronische Nesselsucht

Tritt die Nesselsucht länger als sechs Wochen wiederholt - ohne ermittelbaren Auslöser – auf, spricht man von einer chronischen Urticaria. In diesem Fall muss unbedingt vom Arzt abgeklärt werden, welche Ursache dieser chronischen Hauterkrankung zugrunde liegt.

2. Reaktionen, die im Wesentlichen die Haut selbst betreffen (Spättyp)

Zu diesen Reaktionen gehören die Kontaktreaktionen. Durch den Kontakt mit den für die Haut unverträglichen Substanzen wird eine Reaktion ausgelöst, die sich direkt auf der Haut abspielt.

Kontaktallergie

Das allergische Kontaktekzem (Kontaktallergie) ist eine Reaktion des Spättyps, das heißt die Symptome entwickeln sich langsam. Manche allergischen Reaktionen setzen erst nach Stunden oder sogar erst nach einigen Tagen ein. Typische Symptome sind juckende Hautrötungen mit Bildung von Bläschen, Knötchen und Krusten. Das Ekzem betrifft einen begrenzten Hautbereich. Die wichtigsten Auslöser für Kontaktallergien sind

  • Metalle, zum Beispiel Nickel (in Modeschmuck , Ösen oder Gürtelschnallen)
  • Pflanzen, häufig in Kombination mit Sonnenlicht
  • Hilfsstoffe, die sich zum Beispiel als Duftstoffe in Kosmetika finden.

Die Reaktionen auf Metalle und Hilfsstoffe betreffen überwiegend größere Kinder und Erwachsene. Die durch Pflanzen und Sonnenlicht ausgelösten Reaktionen können dagegen auch bei kleinen Kindern auftreten.  Es ist wichtig, den Allergieauslöser zu ermitteln, um diesen künftig meiden zu können.  

Berufswahl bei Allergien der Haut und Ekzemen

Bei berufsbedingten Hauterkrankungen handelt es sich hauptsächlich um Handekzeme. Besonders vorbelastet sind Personen, die schon Ekzeme an den  Händen durch Neurodermitis oder andere Kontaktallergien beziehungsweise chronische Reizeinflüsse haben. Bei der Berufswahl sollten alle bekannten Allergieauslöser berücksichtigt werden.

Grundsatz:

Lieber eine Ausbildung entsprechend der Interessen mit tragbarem Risiko wählen statt einen Beruf mit geringem Risiko, der gar keinen Spaß macht. Abschließend ist immer eine individuelle Abwägung der Belastungsfaktoren gegenüber dem Schweregrad der Allergie vorzunehmen, um sich für oder gegen einen Beruf zu entscheiden.

Welcher Job passt zu mir?

Kinder und Jugendliche, die unter Allergien der Haut und Ekzemen leiden, müssen bei der Berufswahl neben ihren persönlichen Fähigkeiten auch die bekannten allergiehervorrufenden Auslöser und Reizstoffe mit einbeziehen. Der folgende Ratgeber kann ihnen dabei helfen, den passenden Beruf zu finden.

Wo informiere ich mich?

Behandelnder Arzt: Der erste Schritt zum richtigen Beruf ist die Beratung beim behandelnden Arzt. Basierend auf bisherigen Untersuchungsergebnissen und Behandlungen kann der Arzt Allergieauslöser und Belastungsfaktoren nennen und bestimmte Berufsbilder vorschlagen oder ausschließen.


Berufsinformationszentrum der Bundesagentur für Arbeit: Anhand dieser Informationen kann eine persönliche Berufsberatung beim Arbeitsamt neue Impulse zum richtigen Ausbildungsberuf geben.

Allgemein gilt:

Ekzemhaut ist ständig gereizt und dadurch weniger belastbar, außerdem kann sie die Temperatur schlechter regulieren. Bei einer Hautallergie oder bei Ekzemen, vor allem an den Händen, sollte vorab Folgendes berücksichtigt und vermieden werden:

  • starke Hautverschmutzung verbunden mit ständiger Reinigung
  • mehr als zwei Stunden Feuchtigkeitsbelastung beziehungsweise das Tragen von abweisenden Handschuhen
  • der Kontakt mit den bekannten Allergieauslösern

Schutzmaßnahmen

Schutzmaßnahmen am Arbeitsplatz können vielen Risiken effektiv entgegenwirken. Die Berufsgenossenschaften und der Arbeitgeber sind verpflichtet, die entsprechenden Vorschriften und Empfehlungen
auszuhändigen.
 

Berufe in Abhängigkeit vom Schweregrad der Hautallergien und Ekzeme

Die Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin (GPA) e. V. empfiehlt Betroffenen folgende Berufe in Abhängigkeit vom Schweregrad der Hautallergien und Ekzeme:

    • Büroberufe
    • kaufmännische Berufe
    • Verwaltungsberufe
    • Hilfsberufe
    • pädagogische Berufe
    • technische und künstlerische Planungsberufe
    • wissenschaftlich-theoretische Berufe
    • Informatikberufe
    • journalistische, nachrichten- und medientechnische Berufe
    • industrielle Produktionsberufe an belastungsfreien Arbeitsplätzen
    • soziale Berufe
    • therapeutische Berufe
  • Schlosser (m/w/d/u)
    Holz verarbeitende Berufe
    Drucker (m/w/d/u)
    Berufe in der Kunststoffverarbeitung
    Berufe in der Hauswirtschaft, im Reinigungsdienst oder Gaststättengewerbe
    chemische Berufe, Laborberufe
    Lebensmittel verarbeitende Berufe
    Berufe im Baugewerbe

  • Montierer (m/w/d/u)
    Maler, Lackierer (m/w/d/u)
    Berufe in der Metallerzeugung
    Berufe in der Leder- oder Fellverarbeitung
    Mechaniker (m/w/d/u)
    Berufe im Gesundheitswesen (Kranken- oder Altenpflege etc.)
    Ernährungsberufe (Koch, Konditor, Bäcker etc.)
    Friseur (m/w/d/u)
    Zahntechniker ((m/w/d/u)
    Berufe in der Metalloberflächenbearbeitung
    Maschinist (m/w/d/u)
    Löter (m/w/d/u)
    Fliesen- und Estrichleger (m/w/d/u)
    Florist (m/w/d/u)

Diese Übersicht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit und unterliegt keiner Bewertung durch die hkk.

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