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Pollenallergie: richtig lüften

Frühblüher sind schon aktiv und machen vielen Pollenallergikern einmal mehr das Leben schwer. Da ist es natürlich wichtig und wünschenswert, die eigenen vier Wände möglichst pollenfrei zu halten. Doch was ist dafür die beste Strategie?

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Wer unter einer Pollenallergie leidet, entwickelt häufig eine Art Vermeidungsstrategie. Wenn die Konzentration am höchsten ist, verzichtet man notgedrungen auf Aktivitäten im Freien, die nicht unbedingt notwendig sind. Man hofft auf den nächsten Regenguss, denn dann ist oft schon das Schlimmste vorbei. Doch der Verzicht auf Freizeitaktivitäten garantiert längst nicht, dass man von roten Augen, Triefnase und Niesanfällen verschont bleibt. Schließlich gelangen die Pollen mit der Luft auch in geschlossene Räume. Und gerade aufs Lüften sollte man trotz Allergie nicht komplett verzichten. Umso hilfreicher ist es, zu wissen, bei welcher Art und Weise zu lüften am wenigsten Pollen in die Innenräume gelangen. Ist es besser, das Fenster „auf Kipp“ zu stellen und so für einen dauerhaften, aber nur minimalen Luftaustausch zu sorgen? Oder ist es besser, durch Stoßlüften für einen kräftigen Durchzug zu sorgen?

Vorteil Stoßlüften

Forscher des Lehrstuhls für Ökoklimatologie der Technischen Universität München wollten es genau wissen und haben nachgemessen. Dazu bauten sie in gleichartigen Büroräumen Pollenfallen auf, um die Konzentration an Birkenpollen zu messen, unter denen besonders viele Allergiker leiden. Ähnliche Fallen wurden zudem im Freien aufgestellt, um einen Vergleichswert zu erhalten. Während nun bei den einen Räumen die Fenster „auf Kipp“ gestellt wurden, sorgte man bei den anderen im Zweistunden-Rhythmus mit vollständig geöffneten Fenstern für einen kräftigen Durchzug. Das verblüffende Ergebnis: Trotz des häufigen Stoßlüftens lag die Pollenkonzentration um etwa zwei Drittel unter dem Wert der anderen Methode.

Das Ergebnis ist eindeutig: Für Pollenallergiker ist es nicht ratsam, irgendein Fenster „auf Kipp“ geöffnet zu halten. Beim regelmäßigen kräftigen Stoßlüften gelangen immer noch weniger Pollen in die Innenräume als infolge eines sehr geringen, dafür aber kontinuierlichen Luftzugs.

Hinzu kommt, dass es im Alltag in den meisten Fällen gar nicht erforderlich ist, das Stoßlüften im Zweistunden-Rhythmus durchzuführen. In der Regel reicht es aus, täglich zwei bis dreimal zu lüften. Hier stellt sich wiederum die Frage, ob es bestimmte Tageszeiten gibt, die von Vorteil sind. Zwar war dies nicht Teil des Forschungsvorhabens. Aus alltäglichen Messungen weiß man jedoch, dass es keine pauschale Antwort auf diese Frage gibt. Vielmehr hängt es davon ab, wo man lebt. So ist in den Städten die Pollenkonzentration typischerweise abends am höchsten, sodass es sinnvoll ist, eher morgens zu lüften. Auf dem Land verhält es sich jedoch andersherum. Dort ist die Konzentration morgens besonders hoch. Landbewohner sollten also abends lüften.

Allerdings haben die Forscher der TU München ihr Augenmerk noch auf einen anderen Aspekt gelegt: die Verweildauer der Pollen in geschlossenen Räumen. Sie ist nämlich weitaus größer, als oftmals gedacht. Die Pollen lagern sich wie Hausstaub ab und können durch geringe Luftverwirbelungen regelrecht „aktiviert“ werden. So kann es beispielsweise zu heftigen Niesattacken kommen, obwohl die Blütezeit längst vorbei ist. Glücklicherweise lässt sich das leicht verhindern, indem man während der Pollensaison häufiger Staub wischt. Das erledigt man am besten mit einem feuchten Tuch. Denn die Feuchtigkeit bindet den Blütenstaub und zieht ihn so aus dem Verkehr.

Die Forscher geben hierbei zu bedenken, dass nicht nur durch das Lüften Pollen in Innenräume gelangen, sondern auch über die Kleidung. Gerade an Orten bzw. Arbeitsplätzen mit häufigem Publikumsverkehr kann sich das deutlich auswirken. Dort sollte daher besonders häufig Staub gewischt werden.

Pollenfilter für Staubsauger und Auto

Der Staubsauger sollte dazu einen Pollenfilter bzw. Feinstaubfilter haben. Denn ohne solch einen Filter pustet das Gerät einen erheblichen Teil der Pollen, die auf dem Boden liegen, wieder in die Luft. Die meisten Geräte lassen sich einfach und für einen vergleichsweise geringen Betrag nachrüsten. Möglichst glatte Oberflächen in den eigenen vier Wänden machen es zudem leichter, Pollen mit einem feuchten Tuch zu neutralisieren.

Im Auto wiederum sind Lüftungs- bzw. Klimaanlagen standardmäßig mit Pollenfiltern ausgestattet. Im Straßenverkehr sind Sie vor allergischen Anfällen somit weitgehend geschützt – unter der Voraussetzung, dass Sie die Fenster geschlossen halten.

Pollen vermeiden mit Hilfe von Pollenflugkalendern

Unabhängig davon macht es für Allergiker Sinn, sich mit Hilfe von Pollenflugkalendern zu informieren, wann wo mit welcher Belastung zu rechnen ist. Entsprechende Pollenflugvorhersagen gibt es auch bei den großen Wetterportalen im Internet. Denn wer weiß, was einem wann und wo „blüht“, kann sein Verhalten entsprechend anpassen und so den Pollen zumindest teilweise aus dem Weg gehen.

Der Pollenflugkalender: Wann fliegt was?

Der Pollenflugkalender gibt eine grobe Auskunft darüber, welche Pollen zu welcher Jahreszeit durch die Luft fliegen.

Häufig beginnt der Pollenflug bereits im Januar. Durch den Klimawandel werden die Winter in unseren Breitengraden immer milder. Durch die wärmeren Temperaturen in Dezember und Januar fliegen die Pollen inzwischen sehr viel früher, als es in vielen Pollenflugkalendern angezeigt wird. Ein allergischer Schnupfen kurz nach dem Jahreswechsel kann leicht mit einer Erkältung verwechselt werden. Tatsächlich ist eine Allergie auf Frühblüher längst keine Seltenheit mehr.

Urlaub nach der Blütezeit richten

Ähnliches gilt für den Urlaub: Wer beispielsweise sehr allergisch auf Weizen, Hafer oder Roggen ist, der sollte die Sommerreise hierzulande in den August verlegen. Denn dann sind die Getreidesorten in aller Regel verblüht. Die Belastung ist dann weitaus geringer als zuvor. Entsprechende Jahresübersichten der jeweiligen Blütezeit gibt es ebenfalls auf den Wetterseiten im Internet.

Hierbei ist natürlich zu beachten, dass die Angaben sich auf Deutschland bzw. Mitteleuropa beziehen. In nördlicher bzw. südlicher gelegenen Ländern, aber auch in Gebirgslagen, treten die Blütezeiten zeitversetzt auf. Wer im Hochsommer ans Mittelmeer fährt, kann damit rechnen, dass schon längst alles verblüht ist. Ganz anders jedoch in Skandinavien oder im Hochgebirge: Dort können Gräser auch noch bis weit in den August hinein blühen.