Prof. Glaeske: Vorsicht vor "cholesterinsenkenden" Lebensmitteln

Wie sinnvoll ist es, "cholesterinsenkende" Lebensmittel zu konsumieren? Eine Einschätzung von Professor Gerd Glaeske, Koleiter der Abteilung Gesundheitsökonomie, Gesundheitspolitik und Versorgungsforschung am SOCIUM - Forschungszentrum Ungleichheit und Sozialpolitik der Universität Bremen.

Es ist schon interessant, dass in Zeiten der Diskussion über krankmachende Zusätze in Lebensmitteln wie zu viel Zucker, Salz oder Fett oder Geschmacksverstärker, Farbstoffe und Konservierungsmittel ganze Gruppen von anderen Lebensmitteln mehr Gesundheit versprechen.

Viel beworben, aber kontrovers diskutiert werden beispielsweise Lebensmittel, die pflanzliche Sterine enthalten, z. B. Margarinen, Salatsaucen, Milchprodukte oder auch Brot. Diese Pflanzensterole oder Pflanzenstanole haben cholesterinsenkende Effekte. Pflanzensterole kommen grundsätzlich in allen pflanzlichen Lebensmitteln vor, beispielsweise in Ölen, Nüssen, Samen und Getreide. Die mit solchen Zusätzen angebotenen Lebensmittel (zum Beispiel Margarinen) werden zum großen Teil allerdings von Menschen verzehrt, die keinen erhöhten Cholesterinspiegel haben. Das kann zu unerwarteten Problemen führen.

So war im Jahre 2011 eine niederländische Studie publiziert worden, nach der bei einem erhöhten Pflanzensterolspiegel ein eigenständiges Arterioskleroserisiko entstehen könnte, eine Schädigung der Gefäße ist also denkbar. Ob daraus ein höheres Risiko für Herz-/Kreislauferkrankungen abgeleitet werden kann, ist derzeit noch unklar. Ich persönlich würde daher derzeit solche Margarinen oder Lebensmittel mit zugesetzten Pflanzensterinen meiden. Mehr als drei Gramm Pflanzensterine pro Tag sollten es ohnehin nicht sein. Ernährungswissenschaftler empfehlen maximal 1,6 bis zwei Gramm täglich, das entspricht etwa 20 Gramm einer phytosterinhaltigen Margarine. Und wer diese Margarine schon nutzt, sollte keine anderen phytosterinhaltigen Lebensmittel, etwa Milch oder Joghurt, zu sich nehmen. Und Kinder sollten solche Lebensmittel gar nicht bekommen.

Wenn Menschen ohnehin schon wegen eines hohen Cholesterinspiegels Arzneimittel zur Senkung der Fettspiegel im Blut entsprechende Arzneimittel einnehmen, sollten sie auf alle Fälle mit ihrem behandelnden Arzt darüber sprechen, ob sie überhaupt noch zusätzlich Lebensmittel mit Pflanzensterinen zu sich nehmen sollten.

Schon dieser Hinweis zeigt, dass mehr Zusätze in der Nahrung nicht gleichbedeutend ist einem Zusatznutzen für unsere Gesundheit. Viel Wissen und eine kritische Haltung sind notwendig, um nicht auf die Werbung der Nahrungsmittelindustrie hereinzufallen, die Risiken werden nämlich oftmals kleingeredet oder gar nicht erwähnt. „Lebenswichtig“ sind nicht die Zusatzstoffe, sondern ein frische, abwechslungsreiche und vernünftig zusammengesetzte Ernährung – und die gibt es (zumeist jedenfalls) nicht fertig abgepackt im Kaufregal.

Nutzungshinweise

Der Chatbot Luka ist rund um die Uhr für Ihre Anliegen da. Luka kann allerdings noch nicht jedes Thema und entwickelt sich stetig weiter. Die Antworten des Chatbots sind nicht rechtsverbindlich und dienen lediglich Ihrer ersten Information. Sie ersetzen nicht die fachliche Beratung unserer Mitarbeiter*innen.