Kinder: Langeweile auch mal aushalten

Gelangweilte Kinder können ganz schön anstrengend sein. Es ist daher nachvollziehbar, wenn Eltern das unbedingt vermeiden wollen. Dabei kann gerade Langeweile wichtige Entwicklungsprozesse und Kreativität auslösen.

Sommerferien. Corona-bedingte Einschränkungen. Herbstliches Wetter im Juli. Und zu Hause quengeln die Kinder, weil sie sich langweilen. Bei dieser Vorstellung geraten manche Eltern in Panik - und schmieden vorsichtshalber ein Rundum-Unterhaltungsprogramm für die Ferientage.

Dabei hat es für Kinder auch positive Effekte, einfach mal nichts zu tun - und sich zu langweilen. Doch viele Kinder kennen diesen Zustand des Nichtstuns heutzutage überhaupt nicht mehr. Grund hierfür ist jedoch nicht nur die Furcht vor möglichem Quengeln. Auch die Tatsache, dass Eltern mittlerweile mehr denn je die besten Startvoraussetzungen fürs Leben ihres Nachwuchses bieten wollen, trägt erheblich dazu bei. Schließlich heißt es immer wieder, dass gerade in jungen Jahren die Voraussetzungen für den späteren beruflichen Erfolg gelegt werden. Und aus diesem Grund wird gefördert, unterstützt und nachgeholfen.

Rundum-Programm für Kinder

Es ist völlig normal, dass an einem gewöhnlichen Tag nach Schulschluss nicht nur die Hausaufgaben akkurat erledigt werden, sondern zusätzliche Lernaktivitäten auf dem Programm stehen. Der Alltag vieler junger Menschen ist daher mittlerweile genauso verplant wie bei Erwachsenen. Nachhilfeunterricht, Musikschule oder Sport: Ein Termin jagt den anderen. In den Ferien wird selbstverständlich Kinderfreizeit gebucht. Und selbst der Kindergeburtstag wird oft mit einem Lernprogramm verknüpft.

Das alles ist vom Prinzip her nicht schlecht. Allerdings bleibt dann häufig für freies und spontanes Spiel kaum noch Raum. Und so ist es wenig überraschend, dass viele Kinder nichts mit sich und ihrer Freizeit anfangen können, sobald der Nachschub an äußeren Reizen und Beschäftigungsimpulsen versiegt. 

Langeweile fördert Kreativität

Was also tun? Erfahrene Pädagogen und Erziehungswissenschaftler raten mittlerweile: Nichts - und die Langeweile der Kinder aushalten! Denn Langeweile wird in ihrer elementaren Bedeutung für die kindliche Entwicklung von unserer Leistungsgesellschaft häufig verkannt. Denn es ist gerade die Langeweile, also ein Vakuum an äußeren Spielreizen, das Kinder dazu bringt, eigenständig Spielideen zu entwickeln. Das Fehlen äußerer Impulse bietet der kindlichen Kreativität Raum zur Entfaltung.

Denn zwar gilt typischerweise: Kinder, die sich langweilen, wenden sich meist an die Eltern oder andere anwesende Vertrauenspersonen - und zwar mit der der Erwartungshaltung, diese würden sich mit ihnen beschäftigen. Wird diese Erwartungshaltung nicht befriedigt, kommt es zunächst zu einer Quengel- und Nörgel-Phase. Diese wird dann jedoch normalerweise abgelöst von einem kreativen Prozess: Um den lähmenden Zustand der Langeweile zu überwinden, entwickeln Kinder aus dem Nichts heraus Spielideen. Das funktioniert auch mit ganz rudimentären Voraussetzungen.

Damit dies gelingen kann, müssen es auch die Eltern aushalten, wenn die Kinder gelangweilt sind, und dürfen nicht immer sofort ein Unterhaltungs- oder Ablenkungsprogramm anbieten. Das bedeutet selbstverständlich nicht, dass man sich überhaupt nicht mehr mit seinen Kindern beschäftigen soll. Vielmehr geht es darum, dem Nachwuchs mehr Freiraum für unangeleitetes Spiel zu geben - und zu erkennen: Um Langeweile zu überwinden, lassen sich Kinder etwas einfallen - und zwar auch ohne Erwachsene! Dabei entsteht häufig aus dem Nichts etwas ganz Neues, Eigenes: Kinder denken sich Spiele und Geschichten aus - und erleben sich dabei als selbstständig handelnde Subjekte. Das trainiert nicht nur das kreative Denken, sondern stärkt letztlich auch das Selbstbewusstsein.

Stärkung des Selbstbewusstseins

Letztlich handelt es sich hierbei um Fähigkeiten, die in der heutigen Arbeitswelt immer größere Bedeutung gewinnen. Schließlich sind in immer mehr Berufen kreative Lösungsstrategien gefragt - und nicht das immer gleiche Abarbeiten von identischen Aufgaben. Das freie und kreative Spiel, das häufig aus der Langeweile heraus entsteht, ist somit alles andere als vertane Zeit. Vielmehr handelt kann man darin auch ein wertvolles Training für die Anforderungen der sich rasant wandelnden Arbeitswelt sehen.

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