Putzen mit Verstand

Wenn der Winter sich wieder verabschiedet, steht traditionell der Frühjahrsputz an. Zweifellos ist es sinnvoll, einmal im Jahr eine Grundreinigung durchzuführen. Unabhängig davon gilt jedoch: Beim Putzen sollte man auch Augenmaß bewahren.

Weg mit dem Dreck. Das ist für viele das Motto im Frühjahr. Und zweifellos fühlen wir uns wohler, wenn Staub und Verkrustungen in versteckten Ecken beseitigt sind. Der Frühjahrsputz ist eine sehr sinnvolle Angelegenheit. Die umfassende Grundreinigung tut den eigenen vier Wänden und auch unserem Lebensgefühl gut.

Hauptsache sauber

Selbstverständlich gibt es, was die Sauberkeit betrifft, unterschiedliche Maßstäbe und auch Bedürfnisse. Problematisch ist jedoch die verbreitete Ansicht, wonach es nicht ausreicht, wenn die eigenen vier Wände sauber sind. Vielmehr sollen sie porentief rein und frei von jeglichen Mikroorganismen sein. Entsprechend werden immer wieder antibakterielle Putzmittel angepriesen, die die Wohnung in eine keimfreie Umgebung verwandeln sollen.

Tatsächlich ist es jedoch gar nicht erstrebenswert, die eigenen vier Wände so zu behandeln wie einen Operationssaal. Dafür gibt es mehrere Gründe:

  • Förderung von Resistenzen
    Antimikrobielle Reiniger haben das Ziel, möglichst alle dieser Lebewesen zu vernichten. Doch das gelingt ihnen manchmal nur teilweise, gerade beim Gebrauch in den eigenen vier Wänden. Das Problem dabei: Es überleben dann die besonders robusten Keime – und vermehren sich weiter. Ein unsachgemäßer Gebrauch mit solch scharfen Reinigungsmitteln birgt daher immer das Risiko, das Wachstum von besonders resistenten und damit gefährlichen Keimen zu fördern.

  • Mögliche Begünstigung von Allergien
    Viele Mediziner sehen eine allzu sterile Alltags-Umgebung kritisch – vor allem auch für aufwachsende Kinder. Denn man vermutet einen Zusammenhang zwischen Auto-Immunerkrankungen, insbesondere Allergien, und der Art und Weise, wie das Immunsystem trainiert wurde. Und gerade in einer zu sterilen Umgebung fehlt möglichwerweise die eine oder andere Trainingseinheit, so dass es zu Fehlreaktionen der Körperabwehr kommen kann. Zwar gibt es für diese Hypothese bislang keine endgültigen Beweise. Allerdings ist es auffällig, dass z.B. Kinder, die auf Bauernhöfen groß werden, weit weniger von Allergien geplagt sind.

  • Praktische Unmöglichkeit
    Ohnehin ist es faktisch unmöglich, die eigenen vier Wände oder einen Teilbereich wie das Bad keimfrei zu bekommen. Denn um zum Beispiel die für Operationen notwendige Sterilität in einem OP-Saal herzustellen, ist ein hoher Aufwand erforderlich: Ärzte und Pfleger betreten diesen speziellen Bereich durch Schleusen, Sie müssen spezielle Schuhe, Anzüge und einen Mundschutz tragen. Und im OP-Saal selbst herrscht ein leichter Überdruck, so dass keine keimbelastete Luft in ihn hineingelangen kann. All das ist zu Hause undenkbar.

Hinzu kommt: Wir Menschen selbst sind nicht keimfrei – im Gegenteil. Auf unserer Haut leben zahllose Mikroben, genauso wie in unserem Darm. Diese Mikroben sind nicht nur harmlos, sondern sogar lebenswichtig: So ist die Darmflora für die Verdauung von enormer Bedeutung. Und die Hautflora trägt wesentlich dazu bei, die Haut vor gefährlichen Krankheitserregern zu schützen.

Kein Leben ohne Mikroben

Tatsächlich sind wir von zahllosen Mikroorganismen umgeben, die das Leben, wie wir es kennen, erst ermöglichen. Der Gedanke, eine keimfreie Umgebung schaffen zu wollen, ist daher streng genommen absurd. Vielmehr kommt es darauf an, dafür zu sorgen, dass die schädlichen unter den Mikroorganismen nicht die Überhand gewinnen. Dafür sind im Alltagsgebrauch besonders scharfe und antibakteriell wirkende Reinigungsmittel weder notwendig noch hilfreich.

In den eigenen vier Wänden ist es völlig ausreichend, gewöhnliche Haushaltsreiniger zu verwenden – zum Beispiel Neutralreiniger, Schmierseife o.ä. Überall, wo sich Kalk ablagern kann, ist es zudem sinnvoll, leicht saure Mittel einzusetzen, z.B. Essigreiniger oder Zitronensäure. Beide Substanzen greifen den Kalk an, weichen ihn auf, so dass man ihn wegputzen kann.

Übrigens: Viele Menschen legen besonderen Wert auf die Reinigung der Sanitärräume, insbesondere die Toiletten. Dagegen ist prinzipiell nichts einzuwenden. Doch der besondere Fokus darauf führt leicht dazu, dass man andere sensible Bereiche vernachlässigt. Dazu zählen insbesondere die Spüle in der Küche und der Kühlschrank. Tests zeigen immer wieder: In den meisten Kühlschränken leben weitaus mehr Mikroben als typischerweise auf einer Kloschüssel. Gerade im Kühlschrank macht es jedoch Sinn, genauso auf Hygiene zu achten wie im Badezimmer.

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