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Schutz vor Wärmeverlust

Schon ein Absinken der Körpertemperatur um wenige Grad kann wichtige Körperfunktionen einschränken. Lesen Sie, wie sich der Körper davor schützt – und wie Sie ihn dabei unterstützen können.

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Der Mensch ist aus biochemischen Gründen auf eine konstante Körpertemperatur angewiesen: Denn der mögliche Stoffwechsel- und damit Energieumsatz hängt wesentlich von der Temperatur ab. Sinkt die Körpertemperatur, sinkt auch der mögliche Energieumsatz. Tiere, die Winterschlaf halten, machen sich diesen Effekt zu Nutze.

Beim Menschen jedoch führt ein Absenken der Körpertemperatur schnell zu einem Energiemangel, so dass schon bald lebenswichtige Organe versagen können. Als lebensbedrohliche Grenze gilt eine Körpertemperatur von 27 Grad. Und bereits beim Absinken der Körpertemperatur auf 33 Grad sprechen Ärzte von einer Unterkühlung bzw. Hypothermie. Schon dann drohen ernste Gesundheitsgefahren.

Der menschliche Organismus muss also seine normale Temperatur von 36 bis 37 Grad unabhängig von äußeren Faktoren möglichst konstant halten. Allerdings gilt dies nur für den Körperkern mit den inneren Organen. Dort findet der wesentliche Stoffwechsel statt. Deswegen ist die Bezeichnung Körpertemperatur streng genommen nicht korrekt. Denn die 37 Grad gelten nur für den Körperkern.

Kalte Füße bremsen Unterkühlung

Schon bei einer Zimmertemperatur von 20 Grad ist es normal, dass in den Unterarmen und -beinen nur 28 bis 31 Grad herrschen. In den Fingern sind es noch weniger. Sinkt die Umgebungstemperatur, schränkt der Körper die Durchblutung der äußeren Gliedmaßen zum Teil erheblich ein. Die Folge: Wir bekommen kalte Füße oder Finger.

Mit diesem Mechanismus schützt sich der Körper vor einer Unterkühlung. Er reduziert quasi die Heizleistung auf den wesentlichen Kern – die Organe – und nimmt es in Kauf, dass die außen liegenden Körperteile deutlich unter den Wert der Körperkerntemperatur fallen. Der Grund: Bei einer kalten Umgebung wäre der Energieaufwand viel zu groß, den gesamten Körper mitsamt Zehen und Fingerspitzen auf einer hohen Temperatur zu halten. Die äußeren und feingliedrigen Körperteile verlieren die Wärme viel schneller als der kompakte Körperrumpf. Das schützt zwar den Organismus insgesamt, kann jedoch dazu führen, dass Zehen, Finger oder auch Ohren, Nase und bestimmte Hautpartien nicht mehr ausreichend mit Wärme versorgt werden.

Warme Socken allein bewirken wenig

Das ist unangenehm. Und im Extremfall drohen sogar Erfrierungen. In der Regel lässt sich das jedoch mit der Auswahl geeigneter Kleidung verhindern. Und das heißt bei frostigen Temperaturen neben Handschuhen, Mütze und Winterstiefeln auch Funktionsunterwäsche bzw. lange Unterhosen und Leggings. Denn wenn der Körper „merkt“, dass über die Beine viel Wärme verloren geht, schränkt er die Durchblutung für den gesamten Unterleib ein. Die Folge sind dann kalte Füße. Selbst warme Socken helfen wenig, wenn der Körper schon in den Beinen die Blutzirkulation auf ein Minimum reduziert.

Ähnliches gilt bei „Eisfingern“. Achten Sie daher bei frostigen Temperaturen auf warme Kleidung für alle Körperregionen und ziehen Sie, wenn Sie länger im Freien unterwegs sind, beispielsweise auch noch ein langärmliges T-Shirt unter den Pullover.

Warum zittern wenig bringt

Neben der Konzentration der Wärme auf den Kern hat der Körper eine zweite Strategie entwickelt, um einer Unterkühlung zu begegnen: Zittern. Allerdings handelt es sich dabei nur um eine Notlösung. Denn zwar produzieren die Muskeln beim Zittern Wärme. Damit die Muskeln diese Arbeit leisten können, müssen sie jedoch stärker durchblutet werden. Das führt wiederum zu einem höheren Wärmeverlust. Insgesamt beträgt die Energieausbeute beim Zittern daher nur 11 Prozent. Der Energieverlust ist somit sehr hoch. Zittern ist folglich auch ein Warnsignal: Wer vor Kälte zittert, sollte möglichst sofort eine wärmere Umgebung aufsuchen. Ist dies nicht möglich, sollte man Bewegungen möglichst vermeiden, damit der Körper alle Energiereserven für die Wärmeerhaltung des Körperkerns einsetzen kann.

Ist die Kleidung jedoch insgesamt auf die kalten Temperaturen abgestimmt, hat der Körper in der Regel keinen Anlass, ins Zittern zu geraten. Schon ein flotter Spaziergang kann dann bewirken, dass wir unter der dicken Winterkleidung ins Schwitzen kommen. Einerseits fühlt sich das sehr angenehm an, weil dabei fast der gesamte Körper durchwärmt wird. Andererseits ist dann natürlich Funktionsunterwäsche wichtig, damit der Schweiß abtransportiert wird. Schließlich beschleunigt nass geschwitzte Kleidung den Wärmeverlust wieder.