Die Milchzähne: Platzhalter und Sprachhelfer

Erst sorgen sie für schlaflose Nächte und nach wenigen Jahren fallen sie schon wieder aus: die Milchzähne. Dennoch sind sie wichtig: Erfahren Sie, wofür diese Zähne gebraucht werden, wie man sie pflegt und wie man das Zahnen erleichtern kann.

Früher war folgende Einstellung verbreitet: Wenn die Milchzähne nicht ganz so ordentlich geputzt werden und sich deswegen Löcher entwickeln, dann ist das nicht ganz so schlimm. Schließlich fallen sie ja wieder aus und werden durch die bleibenden Zähne ersetzt.

Inzwischen weiß man jedoch, dass diese Theorie falsch ist – und vielen Kindern geschadet hat. Denn die Milchzähne sind nicht einfach ein Provisorium, das es möglichst bald durch die „richtigen“ Zähne zu ersetzen gilt. Vielmehr erfüllen die Milchzähne im Kleinkindalter wichtige Aufgaben, die über das Kauen und Beißen hinausgehen. So ist ohne ein vollständiges Milchzahngebiss eine optimale Sprachentwicklung nicht möglich. Fehlen zum Beispiel im Oberkiefer die vorderen Zähne, kann sich die Zunge zu weit nach vorne bewegen. Die Folge: Die Kinder lispeln. Solche Sprachfehler schleifen sich häufig so fest, dass sie auch dann bestehen bleiben, wenn die zweiten Zähne nachrücken.

Vorbeugung gegen kieferorthopädische Behandlung

Auch für die richtige Positionierung der bleibenden Zähne ist das Milchzahngebiss wichtig. Die nachrückenden Backenzähne etwa orientieren sich beim Wachstum an den Milchbackenzähnen. Ohne diese Orientierungshilfe sind Fehlstellungen zu befürchten, die man nur durch eine langwierige kieferorthopädische Behandlung korrigieren kann. Die Milchzähne sind somit ein wichtiger Platzhalter für das bleibende Gebiss.

Außerdem vollzieht sich der Wechsel vom Milchzahngebiss zu den zweiten Zähnen fließend. Oft sind dabei Milchzähne und bleibende Zähne über einen Zeitraum von Wochen und Monaten direkte Nachbarn. Kariesbakterien können da leicht übersiedeln. Ein kariöses Gebiss verschwindet somit nicht mit dem Zahnwechsel, sondern bleibt meistens bestehen. Außerdem gilt: Der Zahnschmelz ist bei Milchzähnen dünner und daher viel anfälliger. Karies breitet sich somit im Milchzahngebiss schneller aus als bei Erwachsenen. Klagt ein Kind über Zahnschmerzen, bedeutet das häufig, dass benachbarte Zähne ebenfalls befallen sind.

Traumatische Erlebnisse ersparen

Deswegen muss der Zahnarzt kariöse Milchzähne unbedingt und schnell sanieren – was gerade bei kleinen Kindern für bleibende negative Erinnerungen sorgt. Oft ist das die Ursache für eine Angst vorm Zahnarztbesuch, die bis ins Erwachsenenalter bestehen bleibt.

Damit es dazu erst gar nicht kommt, sollte die Zahnpflege schon im Säuglingsalter beginnen – und zwar sobald der erste Zahn durchgebrochen ist. Normalerweise ist das im Alter von 8 bis 10 Monaten der Fall, dann erscheinen die ersten Schneidezähne. Die ersten Backenzähne folgen dann im Alter von etwa 16 Monaten, gefolgt von den Eckzähnen, üblicherweise im Alter von 19 bis 20 Monaten. Bis das Milchzahngebiss vollständig ist, vergehen jedoch noch weitere Monate. In der Regel ist das Gebiss jedoch im 30. Monat vollständig.

Zahndurchbruch erleichtern

Die ersten 20 Zähne entstehen bereits im Mutterleib – etwa während der sechsten bis achten Woche vor der Geburt. Sie sind also auch schon im Säuglingsalter vorhanden, müssen sich jedoch noch einen Weg durch das Zahnfleisch bahnen. Dieser Prozess ist für das Kind natürlich mit Schmerzen verbunden. Wenn ein Zahndurchbruch ansteht, kommt es daher immer wieder zu schlaflosen Nächten. Außerdem kann sich während dieser Zeit der Speichelfluss erheblich verstärken. Um Kindern das „Zahnen“ zu erleichtern, ist es sinnvoll, ihnen etwas Hartes zum Kauen zu geben, zum Beispiel einen Beißring oder eine Kinderzahnbürste. Denn der Gegendruck beim Beißen beschleunigt den Zahndurchbruch.

Von Anfang bis Ende – also bis zum Alter von 11 bis 12 Jahren, wenn die letzten Milchzähne ausfallen – hat das Milchzahngebiss dieselbe Aufmerksamkeit verdient wie die bleibenden Zähne. Da sich ein einjähriges Kind noch nicht selbst die Zähne putzen kann, sind jedoch die Eltern gefragt: Führen Sie die Bürste in leicht kreisenden Bewegungen vom Zahnfleisch zu den Zähnen.

Benutzen Sie eine kleine, weiche Bürste und putzen Sie die ersten Zähne möglichst drucklos. Denn es ist gut möglich, dass in der Nachbarschaft Zähne am Durchbrechen sind. Das Zähneputzen kann somit leicht unbeabsichtigte Schmerzen verursachen. Dabei besteht natürlich immer die Gefahr, dass die Kinder von Anbeginn die Zahnpflege unter einem negativen Vorzeichen erleben.

Seien Sie dabei behutsam und führen Sie Ihre Kinder spielerisch zwei- bis dreimal am Tag an das Zähneputzen heran. Lassen Sie sie die Bürste zwischendurch selbst in die Hand nehmen, auch wenn sie noch nicht die richtigen, kreisenden Bewegungen ausführen können. Und lassen Sie Ihre Kinder zuschauen, wenn Sie sich selbst die Zähne putzen. So erleben die Kinder die Zahnpflege von Anfang an als etwas Selbstverständliches.

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