Abstillen mit fester Nahrung

Unter Müttern ist es oft eine Glaubensfrage: Wann und wie soll ich mein Kind abstillen und feste Nahrung dazu geben? Eine aktuelle Studie liefert Argumente für die Befürworter der frühen festen Nahrung.

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Viele glauben, dass das Baby möglichst früh „normal“ essen sollte, andere bevorzugen für eine längere Übergangszeit Brei – selbst gekocht oder aus Gläschen. Eine britische Studie zeigt nun: Zwischen der Art und Weise des Abstillens und möglichem späterem Übergewicht könnte es einen Zusammenhang geben. Denn die Wissenschaftlerinnen Ellen Townsend und Nicola Pitchford von der University of Nottingham fanden heraus: Je früher Babys auf fester Nahrung herumkauten, desto schlanker blieben sie im weiteren Lebensverlauf.

Dazu untersuchten die Forscherinnen 155 Kinder im Alter von 20 Monaten bis sechseinhalb Jahren und befragten deren Mütter nach der Ernährung der Kinder beim Abstillen. Bei 92 Eltern konnten die Babys ab dem Alter von sechs Monaten aus einer Vielzahl von Fingerfood auswählen. Die Kinder erhalten dabei immer wieder und immer regelmäßiger feste Nahrung – zum Beispiel weiche Brotstückchen – und dürfen darauf herumkauen. Das Baby isst dadurch allmählich immer mehr Beikost und beginnt von selbst, immer weniger Muttermilch zu trinken. Diese Methode bezeichnet man auch als babygeführtes Abstillen und wird von der Weltgesundheitsorganisation WHO empfohlen.

Übergewicht durch Brei?

63 Eltern verwendeten dagegen die konventionelle Löffel-Fütterung, bei der dem Baby vorwiegend Brei gegeben wird. Die Studie konnte jedoch zeigen, dass sich das eher negativ auswirkt. Diese Babys werden später häufiger übergewichtig, stellten die Wissenschaftlerinnen fest. 

Ungünstige Geschmacksvorlieben

Warum das so ist, muss erst noch durch weitere Forschungen geklärt werden. Die Wissenschaftlerinnen vermuten jedoch, dass Babys, die in erster Linie mit Brei abgestillt werden, eine Geschmacksvorliebe für Süßes entwickeln und dementsprechend häufiger zu zuckerhaltigen Lebensmitteln greifen. Bei Kindern wiederum, die früh auf fester Nahrung kauen, komme es eher zu einer Vorliebe für herzhafte und stärkehaltige Lebensmittel. Dieser „gesündere“ Appetit erleichtere somit eine vollwertige Ernährung.

Letztlich liefert die Studie noch keinen endgültigen Beweis für den Vorteil der festen Nahrung. Sie zeigt jedoch, dass nichts gegen die möglichst frühe Gabe von fester Nahrung spricht. Natürlich ist dies erst möglich, sobald die Kauwerkzeuge – also die Zähne – zur Verfügung stehen: Typischerweise brechen die ersten Schneidezähne im Alter von sechs Monaten durch. Und die Backenzähne mit ihren breiten Mahlflächen sind meist mit zehn Monaten vorhanden. Spätestens dann können die Kinder die Zerkleinerung der Nahrung selbst übernehmen.

Mit weicher Kau-Nahrung beginnen

Beginnen Sie zunächst mit Lebensmitteln, die sich leicht zerkauen lassen und, wenn sie nicht zerkaut, sondern direkt geschluckt werden, trotzdem einigermaßen gut verdaulich sind. Dazu zählen Brot, Bananen und weiche Birnen.

Richtig harte Lebensmittel – darunter typische Rohkost wie Möhren oder Äpfel – sollten Sie erst ab einem Jahr geben. Denn zwar existieren dann die Mahlwerkzeuge der Backenzähne schon längere Zeit. Aber die Kinder müssen den Umgang damit erst erlernen. Würden sie ungeübt auf den harten Karotten herumkauen, wäre die Gefahr groß, dass sie zu grobe Stücke herunterschlucken, was die Verdauung belastet. Außerdem besteht gerade während dieser Phase noch erhöhte Verschluckungsgefahr.

Erkundung der Welt über den Mund

In der Regel ist es ganz einfach, von der Muttermilch auf feste Nahrung umzusteuern. Denn Kinder sind neugierig und wollen die Welt erkunden. Und gerade im ersten Lebensjahr spielt die so genannte orale Wahrnehmung eine große Rolle. Man muss Kinder gar nicht ermutigen, etwas in den Mund zu stecken. Sie tun es von ganz alleine – und zum Leidwesen der Eltern eben auch häufig mit Dingen, die dort nicht hingehören.

Obwohl es sinnvoll ist, Kinder recht früh an feste Nahrung zu gewöhnen, spricht sicher nichts dagegen, gelegentlich etwas Brei zu füttern. Zum einen, weil es praktisch ist – zum Beispiel auf Reisen, zum anderen, weil die pürierten Lebensmittel eine wichtige und wertvolle Abwechslung auf dem Speiseplan darstellen. Schließlich wachsen Kinder schnell und brauchen daher eine Vielzahl an Nährstoffen. Es ist daher durchaus ratsam zusätzliche Vitamin- und Eiweißlieferanten in Form von püriertem Gemüse und auch etwas Fleisch anzubieten. Das ist auch schon möglich, bevor die ersten Zähne sich bemerkbar machen – etwa ab dem Alter von vier Monaten.

Sobald dann die Zähne voll ausgebildet sind und das Kind immer mehr feste Nahrung zu sich nehmen kann, wird in der Regel das Stillbedürfnis allmählich nachlassen. In jedem Fall gilt: Ab dem ersten Geburtstag können Kinder jede Art von fester Nahrung zu sich nehmen.

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