Wie Wettstreit für mehr Fitness sorgt

Im Wesen des Sports liegt es, sich mit anderen messen zu wollen. Richtig dosiert und eingesetzt, trägt dieser Konkurrenzkampf sogar dazu bei, den gefürchteten "inneren Schweinehund" zu überwinden.

Konkurrenz belebt das Geschäft - und bei sportlicher Betätigung offenbar auch die Bereitschaft für regelmäßiges Training. Das gilt nicht nur für Profis und Spitzensportler, sondern auch für Breitensport- und Fitnessprogramme, wie sie Vereine, Unternehmen und Universitäten anbieten. Wie das konkret funktioniert, haben nun Wissenschaftler der University of Pennsylvania in Philadelphia herausgefunden.

Wie viele andere Einrichtungen betreibt die Universität ein Sport-Programm, das den Fitness-Zustand der Teilnehmer ganz allgemein verbessern soll. Die einzelnen Kursangebote werden dabei durch eine Internetseite mit der Möglichkeit zur Interaktion über soziale Medien flankiert. Im Rahmen einer Untersuchung haben die Wissenschaftler nun 800 Teilnehmer in vier verschiedene Gruppen eingeteilt. Das Besondere dabei: Die Art und Weise der Interaktion über Internet und soziale Medien erfolgte dabei ganz unterschiedlich.

Wer ist der beste?

Bei der ersten Gruppe wurden die Teilnehmer - wenn auch anonymisiert - über die Online-Funktionen als Einzelkämpfer vorgestellt. Jeder konnte sehen, wer in welchem Sportbereich wie intensiv trainierte - und wie man selbst im Vergleich dazu steht. Bei der zweiten Gruppe wiederum wurden Teilnehmer zu Kleingruppen zusammengefasst, die nun gegeneinander antreten sollten. Die dritte Gruppe schließlich wurde ohne Wettkampfgedanken zusammengeführt. Allerdings wurden hierbei die Mitglieder dazu angehalten, sich ganz allgemein über ihre Trainingserfahrungen und -leistungen auszutauschen - und gegenseitig zu motivieren. Hinzu kam noch eine vierte Gruppe, die als Kontrollgruppe fungierte: Diese Personen nahmen am Sportprogramm ohne jegliche Interaktion teil. Sie trainierten einfach nur für sich.

Der verblüffende Effekt: Am schlechtesten schnitt die dritte Gruppe ab. Von möglichen 39 Trainingseinheiten pro Woche absolvierten diese Personen im Schnitt lediglich 16,8 Übungen pro Woche. Diese Gruppe, bei der es nicht um Wettbewerb, sondern lediglich um gegenseitige Unterstützung ging, schnitt sogar schlechter ab als die Kontrollgruppe, deren Mitglieder immerhin 20,3 Einheiten pro Woche absolvierten.

Starke Motivation durch Konkurrenz

Weitaus intensiver verlief das Training jedoch bei den beiden Wettkampfgruppen. Gruppe eins mit den Individual-Kämpfern brachte es auf einen Durchschnittswert von 35,7. Die Gruppe mit den Teamkämpfern waren jedoch noch besser: Sie erreichten einen Spitzenwert von 38,5 - was bei maximal 39 Einheiten pro Woche bedeutet, dass es nur sehr vereinzelte Trainingsausfälle gab.

Die Untersuchung belegt also sehr deutlich, dass ein gesunder Schuss Konkurrenzkampf ganz erheblich dazu beitragen kann, sich für ein regelmäßiges Sportprogramm zu motivieren. Und es wurde klar: Die Motivation ist dann am höchsten, wenn man in ein Team eingebunden ist. Offensichtlich hat es der berüchtigte "innere Schweinehund" dann ganz besonders schwer, sich durchzusetzen. Offenbar will sich keiner gegenüber den anderen Teammitgliedern die Blöße geben.

Nur Reden übers Training bringt nichts

Auf der anderen Seite konnte die Studie zeigen: Sozialer Austausch über das absolvierte Sportprogramm allein hat keinen Motivationseffekt - und kann sogar kontraproduktiv sein. Im konkreten Fall gehen die Wissenschaftler davon aus, dass der Austausch ohne Wettbewerbsgedanke zu einer Abwärtsspirale bei der Motivation geführt hat. Viele Teilnehmer dieser Gruppe haben sich ganz offenbar an den Faulsten orientiert - nach dem Motto: Wenn die anderen es nicht so ernst mit dem Training nehmen, dann brauche auch ich kein schlechtes Gewissen zu haben, die ein oder andere Trainingseinheit sausen zu lassen.

Was heißt dies nun ganz konkret für die eigene Motivation zum Sport? Wenn Sie merken, dass der "innere Schweinehund" sich immer mal wieder bemerkbar macht, ist es durchaus sinnvoll, sich ganz gezielt Konkurrenzsituationen auszusetzen - und zum Beispiel Trainingspartner zu kleinen, informellen und ihrem Fitness-Stand angemessenen Wettkämpfen aufzufordern. Wie gut das funktioniert, kann man auch an Kindern beobachten: Schon kleine Kinder lieben es, einfach so um die Wette zu laufen.

Ja zum sportlichen Wettkampf

Für etwas Ambitioniertere macht es absolut Sinn, bei öffentlichen Wettbewerben teilzunehmen und sich dafür auch ganz gezielt vorzubereiten. Besonders hoch ist der Motivationseffekt dann, wenn Sie sich solchen Konkurrenzsituationen mit einem Team stellen - was bei Mannschaftssportarten ohnehin selbstverständlich ist. Aber auch bei vielen Individualsportarten wie Laufen, Radfahren oder Schwimmen gibt es Wettbewerbe für Teams.

Kritisch betrachten sollten Sie jedoch ein Umfeld, das Sport als rein soziales Event betrachtet. Zwar muss es nicht sein, dass es zu einer Laissez-faire-Haltung und damit nachlassender Motivation kommt, wenn der für einen Wettbewerb erforderliche Ehrgeiz fehlt. Allerdings besteht dort am ehesten das Risiko, dass der "innere Schweinehund" des einen auf die anderen einen ansteckenden Effekt hat.

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